CONTOC2
Churches Online in Times of Corona
CONTOC2 ist ein Forschungsprojekt zur Nutzung digitaler Medien in evangelischen Kirchengemeinden in Deutschland und Kirchgemeinden in der Schweiz seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020.
Das Projekt wird durchgeführt unter der Leitung von
- Prof. Dr. Thomas Schlag, Universität Zürich
- PD Dr. Sabrina Müller, Theologische Fakultät – Zentrum für Kirchenentwicklung (ZKE), Universität Zürich
- Prof. Dr. Ilona Nord, Universität Würzburg, Institut für Evangelische Theologie
- Prof. Dr. Georg Lämmlin, Sozialwissenschaftliches Institut der EKD (SI)
Post-COVID-19: Zurück zur Tagesordnung oder Übergang zu einem New Normal?
Mit der CONTOC-Studie wurden in einem internationalen Forschungsverbund die Antworten in der kirchlichen Praxis auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie in der Zeit des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 untersucht. Die Studie war damals in der Hauptsache an Pastorinnen und Pastoren gerichtet, in internationalen Kontexten mit einem Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum und teilweise in ökumenischem Rahmen. Die Ergebnisse, die in Auszügen bei verschiedenen Gelegenheiten vorgestellt und aktuell für die Publikation fertiggestellt werden, zeigen eine ausgeprägte situative Anpassung an die Einschränkungen.
Der Lockdown in 2020 und die damit einhergehende Notwendigkeit eines Digitalisierungsschub in allen Bereichen gesellschaftlichen Lebens und auch in der Kirche, war im Rückblick geprägt von einem hohen Maß an Flexibilität und Kreativität pastoraler Akteur:innen. Vielen pastorale Akteur:innen gelang es, sich in kurzer Zeit auf die veränderte Situation einzustellen und digitale Formate und den Einsatz digitaler Medien in der Gemeindearbeit umzusetzen und zu entwicklen.
Heute, nach zwei Jahren und angesichts einer weitgehenden Aufhebung der Corona-Beschränkungen, stellt sich die Frage, wie umfassend und nachhaltig die in der Corona-Zeit entwickelten Anpassungen sich in der kirchlichen Praxis auch weiterhin auswirken und in welcher Weise insbesondere die digitalen Medien kirchliche Praxis in unterschiedlichen Bereichen weiterhin und zukünftig prägen und welche Entwicklungspotential und Transformationsdynamiken einer digital kommunizierenden Kirche sich herausgebildet haben.
Der Forschungsgegenstand: Neu entstandene digitale Kommunikations- und Gemeinschaftsformen
Mit den Lockerungen und Aufhebung der Kontaktbeschränkungen gab es für kirchliche Hauptamtliche zwei Möglichkeiten zu reagieren: Schnellstmöglich zurück zur analogen Praxis wie gehabt, zu Sitzungen und Veranstaltungen in Präsenz, oder aber eine Etablierung und Ausbau des bereits erprobten Neben-, Mit- und Ineinanders analoger und digitaler Kommunikationspraktiken und Präsenzformen.
Während der Zeit des Social Distancing und der Lockdowns hat sich eine neue Konstellation von analogen und digitalen Kommunikationsformen in den vier kirchlichen Handlungsfeldern Gottesdienst, Seelsorge, Bildung und Mitgliederkommunikation entwickelt. Für die neuen digitalen und hybriden Kommunikationsformen wurden digitale Medien und Tools eingesetzt und teils neue soziale Praktiken entwickelt.
Deshalb wird die CONTOC-Umfrage in einer modifizierten Form erneut an die Akteur:innen in der gemeindlichen Praxis ins Feld gebracht. In dieser zweiten Durchführung richtet sie sich an alle hauptamtlich Beschäftigen in der gemeindlichen und übergemeindlichen Praxis in der Kirche, nicht nur an Pfarrerinnen und Pfarrer. Befragt werden über die landeskirchlichen Verteiler in Deutschland und die kantonskirchlichen Verteiler in der Schweiz Diakon:innen, Gemeindepädagog:innen, Katechet:innen, Kirchenmusiker:innen, Pfarrer:innen, Religionspädagog:innen und Sozialpädagog:innen. Der Schwerpunkt der Studie liegt in dieser zweiten Durchführung weniger bei der Frage nach der unmittelbaren Bewältigung der Herausforderungen durch die Pandemie und stärker auf den Fragen nach mittel- und längerfristigen Auswirkungen insbesondere der Nutzung digitaler Medien auf die kirchliche und gemeindliche Praxis. Welche Veränderungen der Kommunikation, Präsenz- und Organisationsformen sich in Kirch(en)gemeinden tatsächlich vollzogen haben und was produktiv für die Weiterentwicklung digitaler und hybrider Praktiken in den unterschiedlichen gemeindlichen Handlungsfeldern sein könnte soll evaluiert werden.
Ausgehend von der aktuellen Situation wollen wir in die Zukunft blicken. Von besonderem Interesse ist dabei die sich abzeichnenden dauerhaften Transformationsdynamiken von Kirche durch die Nutzung digitaler Medien nachzuzeichnen und insbesondere nach den Bedürfnissen zu fragen, die innerhalb der unterschiedlichen gemeindlichen Aufgabenbereiche durch die Nutzung digitaler Medien erfüllt werden oder offen bleiben.
Der Forschungsansatz: Befragung der Akteurinnen und Akteure in den Kirch(en)gemeinden
Das Forschungsvorhaben CONTOC2 zielt auf eine empirische, repräsentative Erhebung der Auswirkungen der in der Corona-Zeit entwickelten Anpassungen in der kirchlichen Praxis und in welcher Weise insbesondere die digitalen Medien kirchliche Praxis in unterschiedlichen Bereichen weiterhin und zukünftig prägen.
CONTOC2 richtet sich an alle hauptamtlich Beschäftigen in der gemeindlichen und übergemeindlichen Praxis in der Kirche, nicht nur an Pfarrerinnen und Pfarrer wie es die CONTOC-Studie von 2020 tat. Befragt werden über die landeskirchlichen Verteiler in Deutschland und die kantonskirchlichen Verteiler in der Schweiz Diakon:innen, Gemeindepädagog:innen, Katechet:innen, Kirchenmusiker:innen, Pfarrer:innen, Religionspädagog:innen und Sozialpädagog:innen. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit mit der Durchführung von CONTOC2 einen Einblick in die multiprofessionelle Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen hauptamtlichen Akteur:innen in evangelischen Gemeinden beider Länder zu erhalten.
Nutzung digitaler Medien
Mit dem Begriff der „Nutzung digitaler Medien“ wird eine umfassende Bezugnahme auf Formen der Online-Kommunikation und -Vernetzung in unterschiedlichen kirchlichen und gemeindlichen Arbeitsfeldern bzw. Bereichen angezielt, fokussiert auf die Bereiche Gottesdienst, Seelsorge und Bildung, in denen sich in der CONTOC-Studie besonders ausgeprägte Anpassungsprozesse gezeigt haben. Die CONTOC2-Studie sucht Antworten insbesondere auf die Fragen:
- Welche neue Konstellation von analogen und digitalen Kommunikationsformen haben sich in den Bereichen Gottesdienst, Bildung und Seelsorge entwickelt?
- Welche neuen sozialen Praktiken und Kooperationsformen haben sich entwickelt?
- Was sind Schlüsselfaktoren für die Nutzung digitaler Medien?
- Welche Auswirkungen hat die Nutzung digitaler Medien im Verhältnis der Berufsgruppen zueinander und auf das Rollenverständnis der Akteur:innen?
- Welche Rolle spielen kirchliche Unterstützungssysteme gegenwärtig und zukünftig?
- Welches Verständnis von Innovation haben die Akteur:innen gewonnen?
Untersuchungszeitraum und Ergebnisse
Die CONTOC2-Studie wird im Zeitraum von Mitte Juni bis Ende August 2022 in den evangelischen Landes- und Kantonalkirchen in Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse werden sowohl im Vergleich der unterschiedlichen Kontexte wie mit den Ergebnissen der CONTOC-Studie ausgewertet.